Arbeitsschutz in Herbst und Winter – frühzeitig Vorbereitungen treffen (FASI INFO 54)

Auch wenn der Herbst an manchen Tagen die Temperaturen noch steigen lässt: Jetzt ist es an der Zeit, die Herbst- und Winterausrüstung rauszusuchen und zu überprüfen. Wetterschutzkleidung, Schuhwerk, aber auch Handschuhe oder Mützen sollten nun griffbereit sein.

Wer im Freien arbeitet z.B. auf Baustellen, weiß, was Wind, Regen und Kälte bei der Arbeit bedeuten.

Bei der Kleidung und den Schuhen sollten grundsätzlich folgende Kriterien bedacht werden:

# Wetterschutzkleidung sollte Warnschutzfunktion haben

# Für die entsprechenden Temperaturen die richtige Kleidung wählen

# Kleidungsstücke müssen genügend Bewegungsfreiheit und Tragekomfort bieten.

# Tragezeitbegrenzung des Herstellers beachten

Bei vorhandener Wetterschutzkleidung sollte als Erstes geprüft werden, ob alle Beschichtungen noch dicht sind. Dabei sollte man besonders auf Naht- oder exponierte Stellen achten. Es sollte auch festgestellt werden, ob eine neue Imprägnierung notwendig ist, damit der Wetter- und Windschutz wieder vollständig gegeben ist.

Die Kleidung muss so ausgeführt sein, dass sie den Thermoregulationsprozess des menschlichen Körpers unterstützt.

Laut der DGUV Regel 112-189 (bisher BGR 189) muss bei Umgebungstemperaturen bis minus 5 Grad Celsius Wetterschutzkleidung zur Verfügung gestellt werden.

Diese sollte:

# die Feuchtigkeit von innen nach draußen transportieren,

# die Nässe von außen abhalten,

# winddicht sein,

# den Luft- und Wärmeaustausch zwischen Körper und Umgebung optimal unterstützen.

Ideal ist es, mehrere Schichten übereinander zu tragen: Zunächst Funktionsunterwäsche, die die Feuchtigkeit gut nach außen transportiert, dann z. B. eine Fleeceschicht, die die Feuchtigkeit aufnimmt und gleichzeitig warm hält und darüber eine wasser- und winddichte Jacke.

Trockene und warme Füße und Hände

Bei Schuhen und Handschuhen gilt im Prinzip das gleiche wie bei der Kleidung: Schutz vor Nässe und Kälte und Abtransport der durch Schwitzen entstehenden Feuchtigkeit nach außen. Bei den Schuhen ist zudem die Sohle ausschlaggebend, denn sie muss rutschsicher bei Nässe, Schnee und Eis sein.

Eine Mütze oder Kappe hält den Kopf warm. Eventuell braucht es noch Ohrenwärmer extra.

Unter -5°C ist Kälteschutzkleidung (DIN EN 342) zur Verfügung zu stellen. Um eine Kälteschutzkleidung optimal zu gestalten, ist für den Hersteller die Kenntnis der klimatischen Parameter des Einsatzortes, Lufttemperatur, mittlere Strahlungstemperatur, Luftgeschwindigkeit, relative Feuchte und Tätigkeit des Beschäftigten notwendig. Aus diesen Werten wird die erforderliche Isolation (IREQ) der Kleidung berechnet.

Worauf sollte der Arbeitgeber in Herbst und Winter noch achten?

# Ratsam ist es, vor Beginn der kalten Jahreszeit die Beleuchtung zu überprüfen, da die Tage kürzer werden und ein höherer Zeitanteil unter künstlicher Beleuchtung gearbeitet wird.

# Anweisungen für Baustellen treffen, dass Abstützungen von Bauzäunen, Bauzaunfüße und generell Stolperstellen auf dem Betriebsgelände nachleuchtend markiert werden (v.a. Drittschutz)

# Herbst-/Winterdienst mit erforderlicher Ausrüstung frühzeitig gewährleisten.

# Eine/n Verantwortlichen für die Überprüfung des Winterdienstes benennen.

# Räum- und Streuplan aufstellen und kontrollieren, dass der Auftrag auch ordnungsgemäß erfüllt wird.

# Rechtzeitig genug Streugut einlagern.

# Hilfsmittel bereitstellen: Dazu gehören Schneeschaufeln und -schieber, Streugeräte usw. Für größere Flächen eignen sich (gemietete) fahrbare Schneefräsen.

# Wichtig: Vorhandenes Gerät rechtzeitig auf Funktionsbereitschaft checken und Kraftstoff für motorbetriebene Geräte bereitstellen.

# Geschwindigkeitsbegrenzungen und Lichtregelungen für Fahrzeuge auf Firmengelände entsprechend der Gefährdung festlegen. Dazu Hinweisschilder anbringen.

# Fahrer/innen auf defensive Fahrweise hinweisen.

# Winterreifenpflicht seit dem 4.12.2010 berücksichtigen: Dabei im Vorwege Reifen auf Profiltiere, Luftdruck, Beschädigungen, Alter überprüfen.

# Heizleistung der Heizung sowie Luftfeuchtigkeitshöhe in Büros frühzeitig überprüfen lassen und ggf. anpassen.

# mobile Ersatzgeräte (Heizlüfter) bereithalten.

# Reflektierende Schutzkleidung zur Verfügung stellen (Warnwesten, Jacken, Handschuhe)

# falls erforderlich, vorübergehend persönlichen Kälteschutz bereitstellen. wie z.B. Fließpullover, Handschuhe, Steppwesten, Stirnbänder, besser Winterschutz-Funktionskleidung, ggf. Grippeschutzimpfung anbieten

# Toleranzzeiten bei Dienstbeginn einplanen

# Treppen, die durch Nässe leicht rutschig werden (z.B. Granit) mit geriffelten Gummistufenmatten, rutschfesten Streifen versehen.

# Rutschfeste Abtretmatten in Ladeneingangs-/ausgangsbereichen, ggf. vor Personaltreppen auslegen, befestigen und regelmäßig reinigen bzw. ersetzen lassen.

# Bei Außenarbeiten klar festlegen, wann Arbeiten einzustellen sind.

# Die gesetzlichen Anforderungen an die Raumtemperaturen einhalten. Dazu kann u.a. gehören:

- Funktionsfähigkeit der Heizungsanlage anlassbezogen prüfen

- elektrische Schiebetüren rechtzeitig auf Winterbetrieb umstellen

- Heizlüfter bereitstellen (Brandschutz beachten)

- Wärmekonvektoren zur Erzeugung eines „Wärmeschleiers" im Eingangsbereich Einsetzen und ausreichend dimensionieren

- Arbeitsbereich vor Arbeitsbeginn vorwärmen

- zusätzliche Stellwände aufstellen

Was können die Beschäftigten bei Käte, Nässe, Dunkelheit beitragen?

# Stabile Schuhe mit gut profilierter rutschfester Sohle sollten das ganze Jahr getragen werden. Für den Winter sind auch Schuhspikes bzw. Gleitschutz empfehlenswert.

# Für beruflich bedingte Fahrten wäre es gut, die Winterschuhe gegen ein zweites Paar leichtere Schuhe (z.B. Sneakers) im PKW/LKW tauschen zu können. Diese können z.B. hinter den Sitzen bequem verstaut werden.

# Werden die Hände am Arbeitsplatz zum Beispiel durch häufiges Waschen immer wieder nass, sollten sie regelmäßig mit stark rückfettender Handcreme eingecremt werden.

# Schnee und Eis von LKW Dächern vor Beginn der Fahrt sicher beseitigen (z.B. mit Hilfe von mobilen oder feststehende Gerüsten, „Roof Safety Airbag", Leitern mit Leitergurte).

# Eine Warnweste, -jacke sollte seitens der Arbeitnehmer in Anlieferungs-/Auslieferungszonen bzw. bei innerbetrieblichen Fahrradfahrten getragen werden.

# Für normale Büroräume reicht dreiminütiges Stoßlüften pro Stunde. Zugluft sollte dabei grundsätzlich vermieden werden.

# Einen längeren Arbeitsweg einplanen, wenn möglich auch auf öffentliche Verkehrsmittel ausweichen

# Spontan einen Urlaubstag einplanen, wenn die Witterungsverhältnisse zu schlecht sind.

# Nachleuchtende Kleidung auch bei Fahrradfahrten zur Arbeit tragen (z.B. Helmaufsatz)

# Auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten sowie genügend Flüssigkeitszufuhr (vorzugsweise Wasser, Tee) achten

# Zur Stärkung der Abwehrkräfte regelmäßig an frischer Luft bewegen (z.B. Spaziergänge, Nordic Walking, Schwimmen) und auf ausreichend Schlaf achten.

Quelle: www.sifa-news.de Autor: Stefan Johannsen, Dipl.-Biologe